Eine der verbreitetsten Stoffwechselstörungen bei Reptilien betreffen den Calciumhaushalt des Organismus.
Bei der Terrarienhaltung wird häufig nicht berücksichtigt, den Tieren eine UV-B-Lichtquelle zur endogenen Bildung des D-Hormons (aktives Vitamin D3) zur Verfügung zu stellen bzw. die Tiere ihrem Gewicht entsprechend mit einem Vitamin/Mineralstoffpräparat zu versorgen (es muss auf ein günstiges Calcium/Phosphatverhältnis in der Nahrung geachtet werden).
Infolge dieses Vitamin D3- bzw. Calciummangels kommt es insbesondere bei wachsenden Jungtieren zu dramatischen Erkrankungen, die allgemein unter dem Begriff Rachitis zusammengefasst werden.
Auf Grund eines hochgradigen Calciummangels (Hypocalcämie) zeigen die betroffenen Reptilien sehr oft Inkoordinationen in ihren Bewegungen (ein Zustand, der auch oft als Zitterkrampf beschrieben wird) sowie mehr oder weniger stark ausgeprägte Skelettveränderungen durch die zunehmende Demineralisierung der Knochen.
Das kann so weit gehen, dass die Knochen eine fast gummiartige Konsistenz annehmen oder es infolge von Bindegewebsneubildung, welches den Knochen stabilisieren soll, zu einer starken Umfangsvermehrung vor allem der langen Röhrenknochen und der Kieferknochen kommt.
Auf einem Röntgenbild erscheinen solche Knochen nur schemenhaft oder sind manchmal gar nicht mehr sichtbar.
Den Tieren werden dadurch physiologische Bewegungen oder auch die Nahrungsaufnahme unmöglich gemacht. Es darf auch nicht vergessen werden, dass derart erkrankte Reptilien starke Schmerzen haben.
Eine Therapie ist möglich. Vom Tierarzt muss vorberichtlich erfasst werden, wie die bisherige Haltung des Tieres stattgefunden hat, wobei besonders die Supplementierung mit Vitaminpräparaten und die Versorgung mit UV-Licht hinterfragt werden muss.
Dies ist insofern besonders wichtig, da evtl. auch eine Überversorgung mit einem Vitaminpräparat vorliegen könnte. Denn eine Überdosierung von Vitamin D3 kann ebenso ein rachitisches Krankheitsbild auslösen wie ein Mangel.
Eine intensive Therapie ist oft nötig und meistens auch erfolgreich. Diese beinhaltet eine initial parenterale Calcium- und in manchen Fällen auch Vitamin D3-Versorgung, eine regelmäßige (tägliche!) Bestrahlung mit einer UV-B-Lampe (Osram Ultra Vitalux) und in schweren Fällen eine Schienung der Gliedmaßen oder des Unterkiefers (Ernährung erfolgt dann per Sonde).
Wie erfolgreich eine solche Therapie sein kann, ist verblüffend. Man muss jedoch berücksichtigen, dass manchmal mehrere Wochen vergehen können, bis eine deutliche Besserung zu verzeichnen ist, d.h. bis sich das Tier wieder physiologisch bewegt und das Skelett wieder vollständig mineralisiert ist.